Mongolische Literatur

Feuerkult entstanden. Er wurde auf Grund seiner Popularität später, d.h. seit dem 16. Jh. ins lamaistische Kultsystem integriert und existiert bis heute noch in vielen Volksbräuchen.
Andere Elemente hat der Schamanismus aus dem Totemismus übernommen, der die Existenz der Menschen, bzw. der Mitglieder eines Klans, auf tierische Urväter und Urmütter zurückführt und diese entsprechend verehrt. Alte Totems der Mongolen und der mit ihnen verwandten Burjaten sind der Wolf, die Hirschkuh, der Adler, der Stier, der Schwan, der Bär und andere Tiere.
Eine enge Beziehung hat der Schamanismus schließlich auch zum Ahnenkult, und vieles spricht dafür, dass er in erster Linie daraus hervorgegangen ist. Die Ahnen werden verehrt, weil man glaubt, dass sie einem irgendwie helfen können. Und das können sie, wie man glaubt, dank ihrer unsterblichen Seele. Der Schamanismus hat sehr konkrete Vorstellungen von der Seele, vom Tod und vom Leben nach dem Tode. Er glaubt, dass die Welt von unzähligen guten und bösen Geistern bevölkert sei. Sie sind die Seelen der Verstorbenen, und der Mensch muss sich entweder um ihre Gunst bemühen oder sich vor ihnen schützen.
Aus diesen Vorstellungen erwächst die soziale Funktion des Schamanen. Von den noch älteren Glaubensformen unterscheidet sich der Schamanismus im wesentlichen dadurch, dass die kultischen Handlungen nicht mehr von der Gemeinschaft ausgeführt werden, sondern durch bestimmte Personen, die durch göttliche Macht dazu prädestiniert sind.
Der zentralasiatischen Mythologie zufolge wurde der erste Schamane bzw. die erste Schamanin von einem Gott dazu bestimmt, den Menschen zu helfen. Vor allem um ihre Seelen sollte er sich kümmern, sie beschützen und sie nach dem Tode ins Jenseits begleiten. Dieses Amt wurde, solange man die Geschichte des Schamanismus zurückverfolgen kann, immer schon von Männern und Frauen gleichermaßen ausgeübt. Schamanen schrieb man nicht nur die Fähigkeit zu, mit Göttern zu kommunizieren, sondern auch mit Geistern in Verbindung zu treten, mit ihnen zu kämpfen, sie zu vertreiben oder auch zu vernichten. In diesem Sinne fungierten sie als Heiler und Wahrsager, sie hatten die Aufgabe, Naturgewalten zu beeinflussen, zum Beispiel Regen zu machen oder ein Unwetter zum Stehen zu bringen, sie leiteten Opferzeremonien, sie baten die Götter um Glück und Wohlergehen: für den Einzelnen ebenso wie für die Sippe, die Ethnie oder den ganzen Staat. Der Überlieferung zufolge hatten sie aber auch die Macht, Unheil, von dem ihre Gemeinschaft bedroht wurde auf andere lenken – falls dies für notwendig erachtet wurde.(7)
Schamanen, die die Kunst des Fluchens oder der Verwünschung beherrschten, wurden sehr gefürchtet. Sobald der Schamane den Fluch ausgesprochen hatte, begann dieser – wie man glaubte und z. T. auch heute noch glaubt – eine Art Eigenleben und konnte nur noch mit großer Mühe zurückgenommen werden. Noch heute erzählt man sich gruselige Geschichten von Männern und Frauen, die die Kunst des Fluchens beherrschen. Diese Verwünschungen sind z. T. kunstvoll gedichtet, und deshalb in ihrer magischen Wirkung besonders stark. Die Verwünschungen stellen sogar ein besonderes Genre in der Schamanendichtung dar. Stand der wissenschaftlichen Erforschung des mongolischen Schamanismus Wann der Schamanismus entstanden ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Sicher ist jedoch, dass die Vorfahren der Mongolen ihn schon kannten, lange Zeit bevor die Mongolen selbst die Arena der Geschichte betraten. Darüber berichten die alten

(7) Beispiele dafür finden sich u. a. in der “Geheimen Geschichte der Mongolen".

 Schamanismus bei den Mongolen 4 Schamanismus bei den Mongolen

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