1000 Menschen-01, Tempera auf Baumwolle, 17,5x24cm,
Jahr 1999-2002 OTGO Obwohl
dieses Miniaturbild „1000 Menschen“ nur
17,5 x 24 cm groß ist, sind
mehr als 1000 Menschen dargestellt. Man vergleicht es immer mit
Kamasutra.
Kamasutra
Das
Kamasutra „Verse des Verlangens“ geschrieben vermutlich zwischen 200
und 300 n. Chr. von Mallanaga Vatsyayana, gilt als einer der
einflussreichsten Texte der Weltkulturgeschichte zum Thema der
erotischen Liebe, ist aber weit mehr als ein simples Erotiklehrbuch,
auf das es gern reduziert wird. Der volle Titel des in Sanskrit
verfassten Buches lautet Vatsyayana Kamasutra. Über den Autor ist
nichts näheres bekannt.
Das
Werk
Das
Kamasutra wurde erstmals 1884 von Richard Francis Burton aus dem
Sanskrit ins Englische übersetzt und in der westlichen Welt überwiegend
als schlüpfriges Handbuch für Sexualpraktiken missverstanden. Der
indische Kulturraum ist von starken sozialen Zuordnungen geprägt.
Soziales Verhalten misst sich dort daran, was man in der eigenen Kaste
tun darf und tun muss. Abweichungen vom Normverhalten werden
sanktioniert. In allen Schichten und Kasten herrscht eine patriarchale
und heterosexistische Ordnung, die allerdings in urbanen Zentren, in
denen das Kamasutra entstand, ins Wanken geriet. Das Werk verstand sich
als Anleitung für die erotisch-sexuelle und zugleich die ethische
Lebenskunst und bietet sehr detaillierte und pragmatische Anleitungen
und Stellungen beim Geschlechtsverkehr, wobei die homosexuellen
Sexpraktiken nicht fehlen, aber den heterosexuellen klar unterordnen.
Bei der älteren Übersetzung ins Englische wurden sie jedoch schlicht
weggelassen. Weiterhin beschrieben und reglementiert sind Partnerwahl,
Machterhalt innerhalb der Ehe, der Ehebruch, die Prostitution und der
Gebrauch von Drogen. Aufgrund der Beschreibung von vier Schlagarten
beim Liebesspiel, sowie der zulässigen Körperregionen für Schläge gilt
das Kamasutra als einer der ersten historischen Anleitungstexte mit
BDSM-Bezug. Unter anderem werden Arten der wollüstigen Schmerzenslaute
des Bottoms vorgestellt oder die Perforation der Glans mit einem
Apadravya zur Luststeigerung der Frau empfohlen. Im Text wird
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auf Schlägen basierende Spiele
ebenso wie das Beißen und Kneifen beim Geschlechtsverkehr nur erfolgen
darf, wenn diesbezüglich Einvernehmlichkeit zwischen den Partnern
besteht. Als Grund hierfür führt der Text an, dass nicht alle Frauen
derartige Praktiken als lustvoll empfinden. Aus dieser Sicht dürfte das
Kamasutra den ersten schriftlich überlieferten Text über SM-Praktiken
und -Sicherheitsregeln darstellen
Die
Intention
Das
Kamasutra ist, ähnlich wie Über den Umgang mit Menschen von Freiherr
von Knigge, im höfischen Umfeld entstanden. Anders als zu Knigges
Zeiten in Europa galt damals in Indien das Individuum wenig und die
Religion alles. Deshalb ist das Kamasutra nicht nur eine parodistische
Beschreibung von Anstandsregeln und wie man seine Sexualität ausleben
kann, ohne in schlechten Ruf zu geraten, sondern auch ein Aufbegehren
gegen die totale Reglementierung jedes noch so kleinen Details des
menschlichen Lebens durch die vielen uralten Schriften, die
gesetzgebenden Charakter hatten.
Kama
bedeutet frei übersetzt 'Verlangen' und ist ein unkeusches Wort. Es
bedeutet nicht nur Liebe oder Sex, denn auch das Knurren des leeren
Magens ist Ausdruck von Kama. Etwas potentiell erotisch-sexuelles zum
Titel eines Lehrbuches zu machen, war im prüden Indien schon an sich
eine Provokation. Durch die Kombination mit dem Wort Sutra im Titel
erhob das Werk aber außerdem den Anspruch, auf Augenhöhe mit den
altehrwürdigen Werken zu stehen, die aus Sutras bestehen und die
kulturelle Grundlage Indiens gelegt hatten, noch bevor es Schrift gab.
Die
gründliche, extrem systematische und in bestimmten Aspekten sogar
realistische Darstellung kleinster Details der Suche nach einem
geeigneten Sexualpartner mit Verführung, Ausübung und Beendigung
entspringen nicht nur einem Bemühen um Aufklärung, wie wir sie später
beispielsweise bei Alfred Charles Kinsey finden. Vielmehr ist diese
akribische Darstellung und Reglementierung ein für alte indische
Schriften typisches Merkmal, das hier verwendet wurde, um die Nähe,
Vergleichbarkeit oder einen ebenso hohen Rang wie diese Schriften
anzudeuten. Ausdrücke wie: "Die 64 Glück verheißenden Zeichen einer
guten Liebhaberin", die nachfolgend einzeln, nachvollziehbar und in
Untergruppen aufgeteilt beschrieben werden, sollen an Systematiken wie
den "Tausendblättrigen Lotus" erinnern, das höchste Chakra, das als
oberste Instanz für (5 Sensoren + 5 Aktoren) * 2 Richtungen * 50
Neigungen beschrieben wurde. Im Unterschied zu den religiösen Texten,
die diese „niederen Gelüste“ als gefährliche Feinde der spirituellen
Entwicklung anprangern, wird gerade ihnen im Kamasutra konsequent
gehuldigt.
Da
sich Sanskrit-Verse selbst in deutscher Übersetzung nicht sehr gut
verkaufen, ist diesem Text durch die Verleger im Laufe der Zeit immer
mehr erotisches Bildmaterial beigefügt worden, bis diese Bilder den
überwiegenden Teil ausmachten und der Textanteil auf die
Bildunterschriften reduziert wurde. Mit dieser profitorientierten
Einstellung des Sex sells hatte der Autor wenig im Sinn. Viel mehr ging
es ihm darum, die Scheinheiligkeit der sanskrit-rezitierenden Pandits
einerseits und die höfische Doppelmoral andererseits zu entblößen.
Erwerb
der drei Güter
Im
altindischen Glauben, der dem Kamasutra zugrunde liegt, gilt es, im
Leben drei „Güter“ zu erwerben: Dharma, das spirituelle Wohl durch
Befolgung religiöser Richtlinien, Artha, materielle Güter und Reichtum
und Kama, den sinnlichen Genuss. Höchste Priorität hat dabei Dharma,
danach folgt Artha und schließlich Kama; ein Gut mit niedrigerer
Priorität darf nach dem Kamasutra den Erwerb eines höherwertigen Gutes
nicht stören.
Neuere
Interpreten wie Nuri Vittachi und Volker Zotz betonen, dass das
Kamasutra weit über die Funktion der erotischen Belehrung hinaus eine
wesentliche Quelle für die Kultur des Managements und die persönliche
Ethik von Führungskräften darstelle.
Text
aus Wikipedia
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