Buddhistische
Goetter-50, Tempera auf Baumwolle, je 6x7cm, Jahr 1998-2001 Dzogchen Dzogchen (tib.: rdzogs pa chen po; kurz: rdzogs chen) „Die Große Vollkommenheit“, auch Atiyoga oder Mahasandhi genannt, bezeichnet Lehren, die traditionell in der Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus und im tibetischen Bön als Essenz der Lehren Buddhas übertragen werden. Die Übertragung dieser Lehren findet aber auch, wenn auch deutlich zurückhaltender, in der Sakya-, Kagyü- und Gelug-Schule statt. Das gleichnamige Dzogchen-Kloster in Tibet gehört zu den sechs Hauptsitzen der Nyingma. Herkunft Bön Nach der Überlieferung der Bön-Tradition wurde Dzogchen erstmals vom Meister Shenrab Miwoche in Zentralasien gelehrt. Der Meister Gyerchen Nangzher Lodpo lehrte Dzogchen erstmals in Tibet. Bei den Bön gilt Dzogchen als höchster der neun Wege oder Fahrzeuge. Die Bön-Dzogchen-Übertragung ist bis auf den heutigen Tag als eigenständiges Lehrsystem erhalten geblieben. Nyingma Dzogchen, wie es in der Nyingma-Schule gelehrt wird, geht auf den Meister Garab Dorje zurück. Er war nach der Überlieferung der Nyingma der erste menschliche Lehrer (Nirmanakaya), der Dzogchen lehrte. Zuvor wurde es vom Urbuddha Samantabhadra (Dharmakaya) an den Buddha Vajrasattva (Sambhogakaya) übertragen. Vajrasattva übermittelte die Lehren aus dem reinen Bereich an Garab Dorje, der sie an Manjushrimitra und Sri Singha weitergab. Letzterer übertrug diese Lehren neben Jnanasutra auch an Padmasambhava und Vimalamitra, die diese Lehren zusammen mit Vairocana mit der Einführung des Buddhismus im 8. Jahrhundert nach Tibet brachten. Seit dieser Zeit wurde Dzogchen in ununterbrochenen Übertragungslinien bis auf den heutigen Tag überliefert. Dzogchen ist aber nicht nur in der Nyingma-Schule bekannt, es wurde über die Jahrhunderte auch an Schulen der neueren tibetischen Übersetzungstraditionen (Sarma) übermittelt. Auch wenn man die Lehren des Dzogchen hauptsächlich den ursprünglichen zwei religiösen Traditionen zuordnen kann, überschreiten sie aufgrund ihrer Unmittelbarkeit den Kontext religiöser Konzepte. Lehrinhalt „Dzogchen ist die spirituelle Essenz aller buddhistischen Lehren. Es ist der Weg der Selbstbefreiung, der jeden sein wahres Wesen jenseits der Dualität erkennen läßt. Die wahre Natur des Menschen ist klar, leuchtend und bewußt, ungetrübt von Gedanken und Emotionen“ – Namkhai Norbu: Dzogchen der Weg des Lichts (Klappentext) Bei Dzogchen geht es folglich nicht, wie man zunächst vermuten könnte, um eine Veränderung des Geistes von einer unvollkommenen in eine vollkommene Natur. Dzogchen ist also keine graduelle Methode der Umwandlung von Geistesgiften in ursprüngliche Weisheit, wie sie oft anderen buddhistischen Lehransätzen zugrunde liegt, sondern eine auf unmittelbare Erkenntnis zielende Lehre. Es geht dabei um das Erkennen und die Stabilisierung der Erkenntnis der ursprünglich vollkommenen Natur des Geistes. Diese wurde, den Lehren des Dzogchen zufolge, aufgrund temporärer Verschleierung bislang lediglich nicht als solche erkannt. Die damit einhergehende Erfahrung wird auch als das Erkennen der Buddhanatur, des klaren Lichts ursprünglichen Gewahrseins bezeichnet. Als höchstes Resultat der Verwirklichung der Lehren des Dzogchen gilt der sogenannte Regenbogenkörper, bei dem nach der Überlieferung ein verstorbener Dzogchen-Meister seinen Körper über einen Zeitraum von einer Woche in Lichterscheinungen als die Essenz der Elemente seines Körpers auflöst. Üblicherweise bleiben dabei nur Haare und Nägel als Überbleibsel zurück. Verschiedene Meister verschiedener Traditionen sollen diese Art der Verwirklichung über Jahrhunderte hinweg bis in das 20. Jahrhundert hinein demonstriert haben. Darunter war zum Beispiel auch der bekannte Bön-Meister Shardza Tashi Gyaltsen, der den Regenbogenkörper um das Jahr 1930 realisiert haben soll und der Nyingma-Lama Khenpo Achung (*1918) der bei seinem Tod im Jahr 1998 die gleiche Art der Verwirklichung zeigte. Zur Verwirklichung von Dzogchen ist eine Einführung in das ursprüngliche Gewahrsein des Geistes durch einen verwirklichten Dzogchen-Meister notwendig. Literatur deutsch:
Text aus Wikipedia (12.01.2010) |