Mongolische Literatur

- Das Kultgerät der Schamanen (vor allem Trommel und Stab) mit den darauf abgebildeten Symbolen, ergänzt durch die Schmuckelemente des Schamanenkleides illustrieren die schamanistische Weltanschauung.
- Man glaubt, dass es dem Schamanen im Zustand der Extase möglich sei, sich in ein Tier zu verwandeln oder zu fliegen. Auf diese Weise könne er alle drei Welten aufsuchen.
- Im Laufe seiner Entwicklung nahm der Schamanismus bei den Mongolen kirchenähnliche Strukturen an, vorübergehend hatte er den Charakter einer Staatsreligion und war eng verflochten mit dem Herrschaftssystem.

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Schamanismus in der heutigen Mongolei

Seit dem 16. und 17. Jh. wurde der Schamanismus, der in der Mongolei den Charakter einer Staatsreligion angenommen hatte, durch den aus Tibet kommenden Lamaismus(1) bekämpft und zurückgedrängt. In der Mongolischen Volksrepublik, die immerhin fast 70 Jahre existierte, war das Schamanisieren ausdrücklich verboten, weil es nicht in das ideologische Konzept der herrschenden Kreise passte. Infolge dessen verlor er so weit an Bedeutung, dass die schamanistische Tradition bei den Mongolen im wesentlichen als abgebrochen galt. Dennoch finden Ethnologen bei der näheren Untersuchung des mongolischen Brauchtums zahlreiche Relikte einer schamanistischen Weltauffassung, auch wenn diese relativ stark von Elementen des lamaistischen Glaubens durchsetzt oder überlagert ist.
Seit der politischen Wende 1990 erlebt der Schamanismus in der Mongolei jedoch ein nicht zu übersehendes Come back.(2) Den Ursachen dieses Phänomens wollen wir hier nicht nachgehen; es soll nur erwähnt werden, dass dieser „moderne“ mongolische Schamanismus stark kommerzialisiert und von manchen politischen Gruppierungen für ihre Ziele ausgenutzt wird. Mit dem ursprünglichen Schamanismus hat er wenig
gemein.
Authentischen Schamanismus findet man nur noch ganz vereinzelt im Norden und Nordwesten der Mongolei bei den Darchad, den Zaatan, den Urianchai und den Burjaten. Die Gebiete, in denen diese Völkerschaften leben, sind bis heute schwer zugänglich. Wer die Darchad-Senke nordwestlich des Chöwsgöl-Sees erreichen will, hinter der die Zaatan leben, kann dies nur über einen einzigen Pass, und von dort aus, weiter nach Nordwesten, kann man sich bald nur noch zu Pferde oder auf dem Rücken von Yaks oder Rentieren vorwärtsbewegen.
Die Zaatan gehören als ethnische Gruppe zu den Tuwinern. Wenn man davon absieht, dass ihre Kinder die Schule besuchen können, hat sich ihre Lebensweise seit Jahrhunderten wenig verändert. Sie ernähren sich durch die Jagd und die Rentierhaltung und wohnen sehr bescheiden in Zelten, ähnlich dem indianischen Tipi.

(1) Nördliche Richtung des Buddhismus
(2) Heute kann man in Ulaanbaatar fast an jeder Straßenecke Werbeschilder finden, auf denen Schamanen, Wahrsager und Heiler ihre Dienste anbieten. Der ZDF brachte am ... eine Sendung über mongolische Neonazis, bei der u. a. gezeigt wurde, wie mongolische Hitler-Anhänger bei einer nächtlichen Zeremonie den Himmel baten, ihnen bei der Vertreibung der Chinesen aus der Mongolei beizustehen, während ein Schamane mit seiner Trommel vor einem brennenden Hakenkreuz extatisch tanzte. (Anm. R.B., Okt. 2010)

 Schamanismus bei den Mongolen 2 Schamanismus bei den Mongolen

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