Buddhistische Goetter-38, Tempera auf Baumwolle, je 6x7cm, Jahr 1998-2001 Gelug Die Gelug-Schule (tib.: dge lugs, tibetisch: གེ་ལུགས, auch: Ganden-Tradition, tib.: dga' ldan lugs) ist die jüngste der vier Hauptschulen (Nyingma, Sakya, Kagyü und Gelug) des tibetischen Buddhismus (Vajrayana). Die Anhänger dieser Schule werden als „Gelugpa“ (tib.: dge lugs pa) bezeichnet. Die Gelug-Schule war in ihren Anfängen eher dem reinen Mahayana nahestehend. Das nominelle Oberhaupt der Gelug-Schule ist der „Ganden Thripa“ (tib.: dga' ldan khri pa). Entstehung und Lehren Mahayana-Grundlagen Die Gelug-Schule wird auch als die „Schule der Tugendhaften“ bezeichnet und geht aus der Lehrdarlegung des großen Reformators Tsongkhapa (1357–1419) hervor. Er vertrat die Ideale der Kadam-Schule und strich die Bedeutung der Vinayaregeln heraus. Deshalb legen die Gelug auf Mönchsdisziplin und Zölibat großen Wert. Der Kern der Übertragungen der Gelug liegt in den Lehren der Kadam-Schule, insbesondere in den Mahayana-Lehren Atishas, die Tsongkhapa (1357–1419) von Lehrern der Sakya-, Kagyü- und Nyingma-Schule übermittelt erhielt. Die frühere Kadam-Schule ist als eigenständige Schule nicht erhalten geblieben. Tsongkhapa fasste die Mahayana-Lehren der Philosophen Nagarjuna, Asanga und Dignaga in seinem Werk Lam-rin chen-mo („Große Darlegung des Stufenwegs“) zusammen. Der „Lamrim-Stufenweg zur Erleuchtung“ ist bis auf den heutigen Tag die Grundlage des von den Gelugpa gelehrten Erleuchtungsweges. Tantrische Lehren Auch die Lehren des Kalachakra-Tantra sind in der Gelug-Schule von großer Bedeutung. Es ist neben der Praxis auf Yamantaka, Chakrasamvara und Guhyasamaja eine der tantrischen Hauptübertragungen der Gelug. Durch die Jahrhunderte wurden aber auch verschiedene tantrische Lehren aus den anderen Hauptschulen übernommen, unter anderem zum Beispiel die „Sechs Yogas von Naropa“. Zu diesen Lehren hatte bereits Tsongkhapa einen grundlegenden Kommentar verfasst, der in allen Schulen des tibetischen Buddhismus aufgrund der umfassenden Abhandlung des Themas geschätzt wird. Auch verschiedene andere Mahamudra-Lehren aus der Kagyü- und Sakya-Schule, sowie verschiedene tantrischen Lehren der Nyingma werden von der Gelug-Schule weitergegeben. Dzogchen die Lehren über die „Große Vollkommenheit“ wurde vor allem zur Zeit des 5. Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatsho an die Gelug übertragen. Bedeutende Klöster 1409 gründete Tsongkhapa das Kloster Ganden bei Lhasa, das sein Hauptsitz wurde. Enge Schüler des Tsongkhapa gründeten 1416 das Kloster Drepung bei Lhasa und 1419 das Sera-Kloster, das untere Tantra College (Gyüme) 1440, das obere Tantra College (Gyutö) 1474 und im Jahre 1447 das Trashilhünpo-Kloster in Shigatse, das später Hauptsitz des Penchen Lama wurde. Tsongkhapa selbst hatte nie politische Ambitionen, er floh, als er von einem Abgesandten des chinesischen Kaiser nach China eingeladen werden sollte. Trotz seiner klaren Absage an Politik und Macht wurden später die drei Klöster Ganden, Drepung und Sera nach Übernahme der politischen Macht in Tibet durch die Gelug, zu den „drei Säulen des Staates“. Ob die spätere Vereinigung von „Staat und Kirche“ innerhalb des Gelug-Ordens immer zum Wohl des tibetischen Volkes (und der anderen Schulen) ausgeübt wurde, wird von den Anhängern der verschiedenen Schulen unterschiedlich bewertet. Machtpolitische Verwerfungen spielen aber, im Vergleich mit den aus Europa historisch bekannten Exzessen, eine wohl untergeordnete Rolle. Oberhaupt und Bedeutende Lehrer Das Oberhaupt der Gelug-Schule ist der „Ganden Thripa“, der von den Klöstern gewählt wird und als „Thronhalter von Ganden“ die Nachfolge Tsongkhapas symbolisiert. Das Amt des Ganden Thripa ist nicht an das Trülku-System gebunden, die Amtszeit beträgt sieben Jahre. Der gegenwärtige 102. Ganden Thripa ist Thubten Nyima Lungtok Tenzin Norbu (Rizong Rinpoche). Zu den höchsten Trülkus der Gelug-Schule gehören die Dalai Lamas – der Titel wurde erstmals 1578 von Altan Khan verliehen – und die Penchen Lamas, sowie der Khalkha Jetsün Dampa im Buddhismus in der Mongolei. In Deutschland lebt Lhoden Sherab Dagyab Rinpoche, ein hochrangiger Gelugpa-Lama, der bereits seit 1966 an der Universität Bonn arbeitet und seit 1984 buddhistische Belehrungen gibt so wie buddhistische Zentren betreut. Rime Im 19. Jahrhundert entstand unter den Meistern Jamyang Khyentse Wangpo, Jamgön Kongtrül Lodrö Thaye und Orgyen Choggyur Lingpa die „Rime-Bewegung“, die gruppenübergreifende Lehren aus allen Gegenden Tibets und von Meistern aller Traditionen sammelte, auch um Konkurrenz (Sektierertum) unter den tibetischen Schulen zu verhindern. Dieser Bewegung schlossen sich auch verschiedene Gelugpa-Lamas an. Der derzeitige Dalai Lama, selbst Halter vieler Übertragungen der anderen Schulen, betont immer wieder die Wichtigkeit einer nichtsektiererischen Einstellung gegenüber allen Schulen. Verbreitung Neben dem tibetomongolischen Kulturraum sind Gelug-Gemeinschaften auch in Amerika und Europa anzutreffen. Ein Schwerpunkt der Verbreitung dieser Tradition in Europa liegt in der Schweiz, wo sich viele tibetische Flüchtlinge angesiedelt haben, aber auch in Deutschland und Österreich gibt es Gelug-Gemeinschaften. Literatur
Text aus Wikipedia (11.12.2009) |