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Buddhistische Goetter-40, Tempera auf Baumwolle, je 6x7cm, Jahr 1998-2001
Kagyü Kagyü
(tib.: bka´ brgyud, tibetisch: བཀའ་བརྒྱུད) ist neben Nyingma, Sakya und
Gelug eine der großen Schultraditionen des tibetischen Buddhismus.
Entstehung Die
Kagyü-Schulen des tibetischen Buddhismus gehen auf Marpa den Übersetzer
(1012–1097) zurück, der die Mahamudra-Übertragungslinie von Tilopa
(988–1069) und Naropa (1016–1100) weiterführte. Er ist einer der großen
Übersetzer, die die Tradition der Neuen Übersetzungen (Sarma)
begründete. Zu den Sarma-Schulen der neuen Übersetzungsperiode zählen
heute die Kagyü-, Sakya- und die Gelug-Schule, im Gegensatz zu den
alten Übersetzungen aus dem 9. Jahrhundert, aus denen sich die
Tradition der Alten Übersetzungen (Nyingma) entwickelte. Marpas
Hauptschüler war der in Tibet wegen seiner entbehrungsreichen Lehrzeit
und seinen spirituellen Gesängen weithin bekannte Yogi Milarepa
(1042–1123). Milarepas wichtigste Schüler waren der spätere Tertön
Rechung Dorje Dragpa (Rechungpa) (1084–1161), der die Lebensgeschichte
Milarepas überlieferte, und der Mönch Gampopa (1079–1153) aus Dagpo.
Gampopa wurde wegen seiner Gelehrsamkeit berühmt. Auch im Westen ist
sein Werk zum Stufenweg (Lamrim) „Juwelenschmuck der Befreiung“
bekannt. Er begründete die für die Kagyü-Schulen typische Form der
Belehrung, indem er die klösterliche Tradition der früheren Kadampa und
die Yogi-Tradition der indischen Meister miteinander verschmelzen ließ.
Schulen der Kagyü-Tradition Die
Schulen der Kagyü-Tradition teilen sich traditionell in die „vier
großen“ und „acht kleinen“ Kagyü-Schulen auf. Daneben gibt es aber noch
weitere der Kagyü-Schulrichtung nahestehende Linien, sowie Zweiglinien,
die aus den Kagyü-Traditionen hervorgegangen sind.
Die vier großen Kagyü-Schulen: Gampopa Dagpo Lhaje hatte vier Hauptschüler, die in der Folgezeit vier Schulen gründeten. Zu diesen Schulen zählen :
- Barom-Kagyü
(tib.: 'ba' rom bka' brgyud): gegründet von Barom Darma Wangchug (tib.:
'ba' rom pa dar ma dbang phyug), auch Gründer des Barom-Klosters in der
nördlichen Region von Latö.
- Phagdru-Kagyü
(tib.: phag gru bka' brgyud): gegründet von Phagmo Drupa Dorje Gyelpo
(tib.: phag mo gru pa rdo rje rgyal po; 1110–1170), auch Gründer des
Klosters Densa Thil in Phagmodru.
- Karma-Kagyü
(tib.: kar ma bka' brgyud, auch Kamtshang-Kagyü (tib.: kam tshang bka'
brgyud) genannt): gegründet vom 1. Karmapa Je Düsum Khyenpa (1110–1193).
- Tshelpa-Kagyü
(tib.: tshal pa bka' brgyud): gegründet von Lama Shang (bla ma zhang;
Zhang 'Gro-ba'i-mgon-po; 1123–1193), auch Gründer des
Gungthang-Klosters.
Die acht kleinen Kagyü-Schulen: Von
Gampopas Schüler Phagmo Drupa Dorje Gyelpo (1110–1170) gehen acht
weitere, die sogenannten „kleinen“ Kagyü-Schulen aus. Sie werden
historisch zwar als „kleine“ Schulen bezeichnet, einige von Ihnen
wurden zwischenzeitlich aber bedeutender als manche von den großen
Kagyü-Schulen. Die acht kleinen Kagyü-Schulen sind:
- Drigung-Kagyü (tib.: 'bri gung bka' brgyud): gegründet von Jigten Gönpo (tib.: 'jig rten mgon po; 1143–1217).
- Drugpa-Kagyü
(tib.: 'brug pa bka' brgyud): gegründet von Lingrepa Pema Dorje (tib.:
gling ras pa pad ma rdo rje; 1128–1188) und seinem Schüler Tsangpa
Gyare (tib.: gtsang pa rgya ras; 1161–1211).
- Shugsep-Kagyü
(tib.: shug gseb bka' brgyud): gegründet von Gyergom Tshülthrim Sengge
(1144–1204), der 1181 auch das Shugsep-Kloster gründete.
- Throphu-Kagyü
(tib.: khro phu bka' brgyud): gegründet von Rinpoche Gyatsa, Neffe und
Schüler des Phagmo Drupa und dessen Schüler Throphu Lotsawa Champa Pel
(1173–1225), der auch das Throphu-Kloster in Tsang gründete.
- Taglung
-Kagyü (tib.: stag lungs bka' brgyud): gegründet von Taglung Thangpa
Trashi Pel (tib.: stag lung thang pa bkra shis dpal; 1142–1210).
- Marpa-Kagyü
(tib.: smar pa bka' brgyud) bzw. Martshang-Kagyü (tib.: smar tshang
bka' brgyud): gegründet von Marpa Drubthob Sherab Yeshe (tib.: smar pa
grub thob shes rab ye shes) auch Gründer des Sho-Klosters in Kham.
- Yasang-Kagyü (tib.: g.ya' bzang bka' brgyud): gegründet von Sarawa Kelden Yeshe Sengge († 1207).
- Yelpa-Kagyü
(tib.: yel pa bka' brgyud): gegründet von Yelpa Drubthop Yeshe Tsegpa
(Lebensdaten ungewiss), auch Gründer der Klöster von Yelphug.
Von diesen Kagyü-Linien sind nur noch wenige als eigenständige Schulen erhalten geblieben.
Weitere Schulen im Zusammenhang mit der Kagyü-Tradition:
- Von
Rechungpa, neben Gampopa Hauptschüler von Milarepa, geht eine
eigenständige, stark yogisch ausgerichtete Übertragungslinie im Rahmen
der Kagyü-Schultradition aus.
- Shangpa-Kagyü
(tib.: shangs pa bka' brgyud): ist der Name einer weiteren Linie, die
der Kagyü-Tradition von Marpa in ihren Lehren nahesteht. Diese Schule
ist in ihren Ursprüngen aber eigenständig und nicht aus der Übertragung
Marpas hervorgegangen. Heute existiert sie nur als Bestandteil anderer
Schulen.
- Dagpo-Kagyü
(tib.: dwags po bka' brgyud): wird zum einen als Sammelbezeichnung für
die vier großen Kagyü-Schulen benutzt, zum anderen bezeichnet
„Dagpo-Kagyü“ eine wohl nur in Teilen eigenständige Linie, die von
einem Onkel und den Neffen von Gampopa ausgeht.
Lehren Die
Hauptübertragung der Kagyü-Schulen ist die Lehre des Mahamudra, die von
Naropa an Marpa übermittelt und von Gampopa in verschiedenen Werken
dargelegt wurde. Auch die sogenannten „Sechs Yogas von Naropa“, die
nahezu in allen Schultraditionen des tibetischen Buddhismus zu finden
sind, haben in den Kagyü-Schulen große Bedeutung. Wichtige tantrische
Praktiken, die in den Kagyü-Schulen weitergeben werden, sind die
Yidampraxis über Chakrasamvara, Hevajra und Vajravarahi.
Rime Im
19. Jahrhundert entstand unter dem aus der Kagyü-Linie stammenden
Meister Jamgön Kongtrül Lodrö Thaye und anderen die so genannte
„Rime-Bewegung“, die gruppenübergreifende Lehren aus allen Gegenden
Tibets und von Meistern aller Traditionen sammelte.
Verbreitung Im Jahr 1958 hatte die Kagyü-Schule 103 Klöster und rund 9600 Mönche. Ende 1995 waren es 105 Klöster und 3643 Mönche.[1] Neben
dem ursprünglichen tibeto-mongolischen Verbreitungsgebiet sind
Kagyü-Schulen auch in Europa und Amerika, sowie Teilen Nordasiens zu
finden. In Europa sind einige Schulen der Kagyü-Tradition auch in
Deutschland, Österreich und der Schweiz zu finden.
Fußnoten
- ↑ 噶举派:噶举是藏语“口授传承”的意思故称噶举派 (中国广播网 / China National Radio).
Literatur
- Milarepa,
Havlat Henrik (Übers.): Milarepas gesammelte Vajra-Lieder, Band 1+2;
Berlin: Theseus, 1996/97; ISBN 3-89620-080-1 und ISBN 3-89620-115-8
- Gampopa: Der kostbare Schmuck der Befreiung; Obermoschel: Norbu, 20073; ISBN 978-3-940269-00-3
- Gendün Rinpoche: Herzensunterweisungen eines Mahamudra-Meisters; Berlin: Theseus, 1999; ISBN 3-89620-142-5
- Jamgon Kongtrul: Der große Pfad des Erwachens; Berlin: Theseus, 1995; ISBN 3-89620-027-5
- Karmapa
Wangtchug Dordje: Mahamudra – Der Ozean des wahren Sinnes; Übersetzt
von Henrik Havlat; Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Edition
Octopus, 2009; überarbeitete einbändige Ausgabe: ISBN 978-3-86582-882-8
- Chögyam Trungpa: Der Mythos der Freiheit und der Weg der Meditation; Berlin: Theseus, 2001; ISBN 3-89620-099-2
- Lama Ole Nydahl: Wie die Dinge sind. Eine zeitgemäße Einführung in die Lehre Buddhas; Droemer/Knaur, 2004; ISBN 3-426-87234-X
- Gelongma
Lama Palmo The Himalayas and Beyond - Karma Kagyu Buddhism in India and
Nepal, Foreword by H. H. Dalai Lama, Palpung Yeshe Chökhor Ling Europe,
2009, ISBN 978-3-200-01476-3
Text
aus Wikipedia (07.12.2009)
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