- Das
Kultgerät der Schamanen (vor allem Trommel und Stab) mit den darauf
abgebildeten Symbolen, ergänzt durch die Schmuckelemente des
Schamanenkleides illustrieren die schamanistische Weltanschauung.
- Man
glaubt, dass es dem Schamanen im Zustand der Extase möglich sei, sich
in ein Tier zu verwandeln oder zu fliegen. Auf diese Weise könne er
alle drei Welten aufsuchen.
- Im Laufe seiner Entwicklung nahm
der Schamanismus bei den Mongolen kirchenähnliche Strukturen an,
vorübergehend hatte er den Charakter einer Staatsreligion und war eng
verflochten mit dem Herrschaftssystem.
* * *
Schamanismus in der heutigen Mongolei
Seit
dem 16. und 17. Jh. wurde der Schamanismus, der in der Mongolei den
Charakter einer Staatsreligion angenommen hatte, durch den aus Tibet
kommenden Lamaismus(1) bekämpft und zurückgedrängt. In
der Mongolischen Volksrepublik, die immerhin fast 70 Jahre existierte,
war das Schamanisieren ausdrücklich verboten, weil es nicht in das
ideologische Konzept der herrschenden Kreise passte. Infolge dessen
verlor er so weit an Bedeutung, dass die schamanistische Tradition bei
den Mongolen im wesentlichen als abgebrochen galt. Dennoch finden
Ethnologen bei der näheren Untersuchung des mongolischen Brauchtums
zahlreiche Relikte einer schamanistischen Weltauffassung, auch wenn
diese relativ stark von Elementen des lamaistischen Glaubens durchsetzt
oder überlagert ist.
Seit der politischen Wende 1990 erlebt der Schamanismus in der Mongolei jedoch ein nicht zu übersehendes Come back.(2)
Den Ursachen dieses Phänomens wollen wir hier nicht nachgehen; es soll
nur erwähnt werden, dass dieser „moderne“ mongolische Schamanismus
stark kommerzialisiert und von manchen politischen Gruppierungen für
ihre Ziele ausgenutzt wird. Mit dem ursprünglichen Schamanismus hat er
wenig
gemein.
Authentischen Schamanismus findet man nur noch ganz
vereinzelt im Norden und Nordwesten der Mongolei bei den Darchad, den
Zaatan, den Urianchai und den Burjaten. Die Gebiete, in denen diese
Völkerschaften leben, sind bis heute schwer zugänglich. Wer die
Darchad-Senke nordwestlich des Chöwsgöl-Sees erreichen will, hinter der
die Zaatan leben, kann dies nur über einen einzigen Pass, und von dort
aus, weiter nach Nordwesten, kann man sich bald nur noch zu Pferde oder
auf dem Rücken von Yaks oder Rentieren vorwärtsbewegen.
Die Zaatan
gehören als ethnische Gruppe zu den Tuwinern. Wenn man davon absieht,
dass ihre Kinder die Schule besuchen können, hat sich ihre Lebensweise
seit Jahrhunderten wenig verändert. Sie ernähren sich durch die Jagd
und die Rentierhaltung und wohnen sehr bescheiden in Zelten, ähnlich
dem indianischen Tipi.
(1) Nördliche Richtung des Buddhismus
(2)
Heute kann man in Ulaanbaatar fast an jeder Straßenecke Werbeschilder
finden, auf denen Schamanen, Wahrsager und Heiler ihre Dienste
anbieten. Der ZDF brachte am ... eine Sendung über mongolische
Neonazis, bei der u. a. gezeigt wurde, wie mongolische Hitler-Anhänger
bei einer nächtlichen Zeremonie den Himmel baten, ihnen bei der
Vertreibung der Chinesen aus der Mongolei beizustehen, während ein
Schamane mit seiner Trommel vor einem brennenden Hakenkreuz extatisch
tanzte. (Anm. R.B., Okt. 2010)
2
© Alle
Rechte vorbehalten. Die auf der Website verwendeten Texte, Bilder usw.
unterliegen dem Urheberrecht. Die Autoren dieser Website, Renate Bauwe
und Otgonbayar Ershuu, gewähren Ihnen jedoch das Recht, die
bereitgestellten Texte und Bilder für private Zwecke zu nutzen. Die
Weitergabe, Veränderung, gewerbliche Nutzung oder Verwendung in anderen
Webseiten oder Medien ist nicht gestattet. Vervielfältigung oder
Weiterverbreitung sind nur mit schriftlicher Zustimmung der o.g.
Autoren erlaubt.