Kurzbeschreibung
Das Buch enthält zwei Erzählungen S. Erdenes, die aus dem Mongolischen übersetzt wurden.
„Die Frau des Jägers“ (Анчны гэргий, 1971):
Scharaa will sich nicht länger mit dem einsamen Leben
abfinden, zu dem der Beruf ihres Mannes, eines tüchtigen und geachteten
Jägers, sie zwingt. Ihr Schwiegervater, hat ihr von seiner großen Liebe
erzählt, von Dshenemee, einem Mädchen aus dem Stamm der Rentiernomaden,
einer Fremden, die von den Mongolen der Steppe gemieden wird. Um den
Mann, den sie liebt, nicht unglücklich zu machen, verlässt sie ihn und
gibt sich einem Schamanen hin. Nur dadurch, glaubt sie, könne sie die
rachsüchtigen Geister ihrer Heimat versöhnen.
Scharaa Als moderne
junge Frau will lebt bereits in einer anderen Zeit. Um Togtoch ihre
Liebe zu beweisen und ihrem Leben einen Sinn zu geben, will sie ihm und
sich ermöglichen, in einer Gemeinschaft mit anderen Jägerfamilien zu
leben. Von dieser Idee beflügelt, reitet sie ins Dorf. Doch enttäuscht
muss sie feststellen, dass sie gegenüber der in ihrer Genossenschaft
herrschende Engstirnigkeit und Lethargie machtlos ist. Bleiben ihr
wirklich nur die Liebe ihres Mannes und die Sehnsucht nach einem Kind?
„Das Ende des
Serüün-Tempels“ (Сэрүүн дуганы мөхөл, 1980):
Es
ist das Jahr 1937, der Höhepunkt einer staatlich veranlassten
antireligiösen Kampagne nach dem Muster der stalinistischen "Säuberung"
in der Sowjetunion. Klöster werden zerstört, Zehntausende lamaistischer
Mönche umgebracht. Auch der kleine Serüün-Tempel in einem Tal des
Chentij-Gebirges verwaist. Die traumatisierten Menschen aus der
Umgebung, die vor wenigen Jahren voller Enthusiasmus mitgeholfen
hatten, ihn zu bauen, sträuben sich jetzt, aus den nutzlos gewordenen
Balken eine Schule für ihre Kinder zu errichten. Der junge Prior des
Tempels wurde verhaftet, und das Mädchen Dedshidmaa folgt ihm in den
Tod, hoffend, ihre heimlichen Geliebten im mythologischen Lande
Schambala wiederzufinden ...
Anhand authentischer Schicksale
gewährt Erdene Einblick in eine Zeit krasser gesellschaftlicher
Widersprüche. Doch beruht die Bedeutung dieser Erzählung nicht allein
auf ihrem Realismusgehalt. In der Zeit ihrer Entstehung war das Thema
der Massenexekutionen von Lamas und Angehörigen der burjatischen
Minderheit in der Mongolischen Volksrepublik noch absolut tabu. „Das
Ende des Serüün-Tempels“ war einer der ersten Versuche, den Bann zu
brechen und das heikle Thema zu berühren. Unter dem Druck seiner
persönlichen Erinnerungen wagte er es, gegen das Vergessen zu
schreiben, auch wenn er sich vorerst noch auf Andeutungen beschränken
musste.
Aus dem Mongolischen übersetzt von Renate Bauwe.
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