HOSOO
ist sein Künstlername, er singt und spielt traditionelle mongolische
Lieder, erzählt aus dem
Inhalt der Lieder und vermittelt dem Publikum Wissenwertes über die
Geschichte und Technik dieser faszinierenden Musik.
HOSOO wurde als Sohn einer Familie der Höömij-Sänger geboren und
wuchs in der Heimat der Höömij-Gesänge, der Provinz Tschandman-Sum in
Chovd (mong. Ховд аймаг, Чандман Сум), auf. Diese Provinz liegt im
Altai-Gebirge, im Westen der
Mongolei. Bereits in seiner Kindheit sang seine Familie in einem
30 köpfigen Ensemble ihres Dorfes die Höömij-Gesänge. Hosoo beschäftigt
sich seit seinem 7. Lebensjahr, also seit über 25 Jahren, intensiv mit
dieser Gesangskunst.
Höömii, der traditionelle mongolische
Kehlkopfgesang entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte aus der
innigen Naturverbundenheit der nomadisierenden Mongolen, bei der die
Tiere (vor allem Pferde, Wölfe, Kamele), die Flüsse, das Echo der Berge
und der Wind vom Höömij-Sänger imitiert werden.
HOSOO wurde in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator ausgezeichnet als
"Bester Mongolischer Sänger".
HOSOO ist ein Meister der Oberton-Gesangstechnik "Höömii", auch
Kehlkopfgesang genannt. Die Besonderheit dieser Technik besteht darin,
dass der Sänger gleichzeitig zwei Töne hervorbringt: Einen
langgedehnten summenden Grundton, über welchem sich die Melodie zu
großen Höhen erhebt. Es können sogar bis zu dreistimmige Harmonien
gesungen werden.
Seine Website: www.hosoo.de
Höömii (mong. Хөөмий)
Die älteste Quelle für mongolische Gesangskunst ist die
inoffizielle Chronik “Geheime Geschichte der Mongolen“,
die in der Zeit
der mongolischen Imperiums-Bildung entstand (1240). Hier finden wir
viele Beispiele der mongolischen Volksdichtung, Bruchstücke epischer
Heldengesänge und zahlreiche Hochzeits-, Lob-, Preis- und Klagelieder
(Ernst Emsheimer). Der Weltreisende Carpini schrieb in seinem
Reisebericht über die Gesangsfreudigkeit der Mongolen, daß sie nach ein
oder zwei Tagen ohne Nahrung nicht ungeduldig wurden, sondern sangen
und spielten, als hätten sie die beste Mahlzeit genossen (Risch 1930,
S.90). Ebenso war ihre Freude an musikalischen Gelagen recht groß. So
schreibt der Historiker Juwaini, daß Dschingis Khan nach der Eroberung
von Buchara (1220) die Weinbecher kreisen lies und nach den Sängerinnen
der Stadt schickte, damit sie singen und tanzen, während die Mongolen
ihre eigenen Gesänge zu den Melodien erhoben (Boyle 1958, S.104).
Im
13. Jahrhundert hatten die großen Khane ihre eigenen Sänger, die ihren
Khan priesen und Epengesänge und Lobeshymnen über die mongolische
Heimat, deren Natur und das Leben des Volkes sangen.
In der
westmongolischen Legende wird über Menschen erzählt, die Geräusche der
Natur nachahmten. Und der Dominikanermönch André Longjumeau verglich
den Gesang der Mongolen mit dem Heulen der Wölfe, weil sich die
Eigenart des mongolischen Klang- und Singstils beträchtlich von dem
damaligen abendländischen unterschied.
Die Mongolen
beschäftigten sich als nomadische Stämme vorrangig mit Jagd und
Viehzucht. So setzten sie sich tagein und tagaus mit den
Elementarkräften und Naturgewalten auseinander und waren gleichzeitig
eng mit ihnen verbunden. Denn nur ein geschickter, respektvoller Umgang
mit der Natur sicherte ihnen das Wohlwollen aller sichtbaren und
unsichtbaren Kräfte. Die Mongolen begegnen der Natur mit großer Achtung
und Verehrung. Ihnen sind die Erde, die Berge und die Flüsse heilig und
sie leben im vollendeten Einklang mit der Natur. Der berühmte
westmongolische Epenerzähler Avirmed sagte: “Dieses Volk, das beim
Verehren der Hochgebirge singend und Ode und Epen erzählend feierte,
ist der Pfad der altertümlichen Menschen, die die Feuer verehrten und
den Jagdhimmel anriefen“.
Was genau ist
Höömii?:
Das
Höömij ist eine imitative Vokaltechnik und eine besondere
Oberton-Gesangskunst, die von beliebigen Musikinstrumenten begleitet
werden kann. Die Besonderheit besteht darin, daß der Sänger bei einigen
Höömij-Arten gleichzeitig zwei Töne hervorbringt. Einer dieser Töne ist
ein einziger langgedehnter summender Grundton, über welchem sich die
Melodie zu großen Höhen erhebt.
Der Ton des Gesanges wird
durch gezieltes Ausströmen der Atemluft hervorgerufen. Geformt wird der
Ton durch die veränderte Position der Zunge, des Gaumensegels, des
Kehldeckels und Verformung der Mundhöhle. Bei einigen Arten wird der
Ton noch zusätzlich durch die Kontraktion und Ausdehnung der Hals- und
Bauchmuskeln geformt, und so in seiner Klarheit verbessert. Diese
Atemtechnik des Obertongesanges beansprucht stark die Stimmbänder, den
Kehlkopf und das Zwerchfell. Ein guter Höömij-Sänger singt
Höömij-Gesänge, ohne die Lippen zu bewegen!
Es gibt drei Arten des Höömij-Gesangs:
1. Isgeree-Höömij
(pfeifartiges Höömij)
(mong. Исгэрээ хөөмий)
Diese Art des Höömij-Gesangs wird nach der Art der Technik in vier
Gruppen unterteilt:
Chooloin-Höömij
(Rachen-Höömij)
(Хоолойн хөөмий)
Beim
Rachen-Höömij wird die geatmete Luft aus dem Bauch unter hohem Druck
ausgeströmt. Der Ton wird mit Hilfe der Zunge und des Gaumens geformt.
Hier spielt die Kontraktion und Ausdehnung des Kehlkopfs eine große
Rolle.
Zeedshnij-Höömij
(Brustkorb-Höömij)
(Цээжний хөөмий)
Der
Atem wird in der Brust angehalten. Nachdem die Zunge im hinteren
Bereich des Gaumens nach oben gebogen ist, strömt die Luft unter hohem
Druck durch Mund und Nase aus.
Gedesnij davchar
zochilttoi-Höömij
(Гэдэсний давхар зохилттой хөөмий)
(Höömij
mit gleichzeitigem Mitwirken des Bauchmuskels zur Tonformung) Diese Art
hat im Vergleich zu den anderen Art eine einfachere Technik. Der
laminare Luftstrom aus dem Bauch wird durch plötzliches Dehnen und
Zusammenpressen des Bauchmuskels geändert, wodurch der Ton melodisch
geformt wird. Diese Art des Höömij-Gesangs beherrschen die Tuwiner
außergewöhnlich gut.
Chamrijn-Höömij
(Nasen-Höömij)
(Хамрын хөөмий)
Die Technik ist dem Brustkorb-Höömij ähnlich. Der Ton kommt aber nur
durch die Nase.
2. Charchiraa-Höömij
(brummendes und krächzendes Höömij)
(Хархираа хөөмий)
Das
Charchiraa-Höömij ist die ursprüngliche Art des Höömij-Gesangs. Diese
Art unterscheidet sich von den anderen durch ihre eigenartige Technik
und grandiose und pathetische Melodie. Mit Charchiraa-Höömij kann man
Epengesänge und Lobeshymnen singen und sogar die Laute verschiedener
Tiere nachahmen. Charchiraa-Höömij wird unterteilt in:
Davchar
zochilttoi Charchiraa (gleichzeitiges Mitwirken des Bauch- und
Kehlkopfmuskels bei der Formung des Tons) Die Besonderheit dieser Art
liegt daran, daß beim Ausströmen der Luft die Bauch- und Halsmuskel
gleichermaßen dazu beitragen, den Gesang zu verzieren wie die Zunge und
Mundhöhle. Diese erfolgt durch freies Ausströmen der Luft, nicht mit so
hohem Druck wie bei den anderen Arten.
Dan
zochittoi-Charchiraa (nur Kontraktion und Ausdehnung des Kehlkopfs)
Diese Technik ist geeignet für Lobeshymnen und Epengesänge. Die Luft
wird unter sehr hohem Druck aus dem Bauch durch den eng
zusammengepreßten Hals zum Gaumen ausgeströmt.
3. Schachaa-Höömij
(komprimierendes Höömij)
(Шахаа хөөмий)
Das
Schachaa-Höömij ist eine selbständige Art des Höömij-Gesangs. Der Ton
wird durch vibrierende Bewegungen der Halsmuskulatur und zusätzlich
durch die Mundhöhle geformt, wobei die Zunge und der Gaumen eine große
Rolle spielen. Diese Technik ist gut geeignet, Lieder mit schnellen
Rhythmus zu singen.
Urtin duu -
langes Lied (Уртын дуу)
Melismatisch reich verziert, langsame Tempi, lange Melodien, grosse
Intervalle, hat keinen festen Rhythmus.
Es
wird in Strophenform gesungen, ohne eigentlichen Refrain und mit voller
Stimme und in höchster Lage. Die Melodie hat einen Mantel, man singt
mehr als drei Oktaven und verlangt eine strenge Einhaltung der Atmung.
Die Atmung ist eigentlich frei, doch man hat sich an strenge
Vortrags-Regeln zu halten, so wenig wie möglich Pausen zum Luft holen
machen und darf keine Ornamente unterbrechen. Je länger und
reichhaltiger die Stimme gehalten werden kann, um so grösser die
Aufmerksamkeit der Zuhörer und umso eher eine hohe Annerkennung beim
Auftritt.
Die Leute gebrauchen diese langen Lieder vor allem,
wenn sie in der offenen Steppe allein sind und langsam voranreiten. Das
Repertoire ist Ausdruck für die Freiheit und die Weite der mongolischen
Steppen und begleitet auch zyklische Riten des Jahres und Zeremonien
des alltäglichen Lebens. Es bildet einen wesentlichsten Bestandteil bei
Festen in den Rundzelten und unterliegt strengen Vortrag-Regeln. Es
gibt drei Kategorien von langen Liedern: - das Ausgedehnte mit
ununterbrochen fliessenden Melodielinien, üppig verziert, lange
falsettierte Passagen enthaltend, - das Gewöhnliche ist kürzer, weniger
ausgeziert und verzichtet auf das Falsett, - das Verkürzte hat
Kurzverse, Kehrreime und sprunghafte Melodieverläufe.
Bogin duu - kurzes Lied
(Богинын дуу)
strophisch,
syllabisch, rhythmisch gebunden, wird ohne Verzierungen vorgetragen.
Bei Feierlichkeiten werden niemals kurze Lieder verwendet, da diese
spontan improvisiert werden und eher satirischer Natur sind. Sie haben
oft Dialogform und handeln von bestimmten Freunden und Begebenheiten.
Sie erzählen oft in lyrischer Form von der Liebe, dem Alltag oder von
Tieren, insbesondere von Pferden.
Tuuli- heroisch-epische
Sagen
(Тууль)
Mongolische
Epen erzählen von erbitterten Kämpfen der guten Mächte gegen die Kräfte
des Bösen und sind literarisch hochrangige Dichtungen. Der Epenvortrag
war stets an Rituale gebunden, und man schrieb ihm magische Kräfte zu.
Naturgeister sollten durch das Vortragen von Epen günstig gestimmt
werden, und man versuchte damit die bösen Geister zu vertreiben. In der
Regel fand der Epengesang in den runden Filzzelten der Hirten während
der Suche nach einem Winterquartier, vor Jagden oder Schlachten, bei
Unfruchtbarkeit oder Krankheit statt.
Magtaal -
Loblied
(Магтаал)
Loblieder
(magtaal) werden gesungen zu Ehren der lamaistischen Götter und
Naturgeister, Helden oder einzelner Tiere. Epentexte enthalten auch
Lobgesänge an Berge, Flüsse, die Natur allgemein. Eine uralte
Tradition, wie sie heute noch lebendig gehalten wird von den Stämmen im
Raume des Mongol-Altai im Westen der Mongolei.
Text aus www.hosoo.de
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