Einst
fragte jemand einen Bergführer am Mount Everest, ob ein alter
Bergsteiger eine Chance habe, den Gipfel zu erreichen. Dieser
antwortete wie folgt: Vielleicht. Aber am Ende entscheidet der Berg1.
Dieses
Zitat verdeutlicht perfekt die entscheidende Rolle, welche die Natur in
unserem Leben spielt. Sie dient uns sowohl als spiritueller Lehrer als
auch als Nährmutter. Niemals nachtragend, hält sie die Menschheit
trotz der ständigen Angriffe der Menschen am Leben. Der Mensch ist von
ihrer Großzügigkeit abhängig und wie die zwei Seiten einer Münze an
sie gebunden. Doch anstatt mit ihr in Symbiose zu handeln, plündert
und zerstört er sie und vergisst dabei, dass der Tod der Natur zu
seiner eigenen Auslöschung führen wird. Jeden Tag führen wir wie
Kamikaze einen Selbstmordkrieg gegen unsere eigene Seite, gegen unsere
eigene Verbündete. Und genau mit diesem überaus aktuellen Thema
befasst sich der Künstler OtGO in seinem Werk Triptych The World
Beyond (2021-2022).
Wie
üblich hat OtGO drei Gemälde von großem Reichtum geschaffen. Die
Werke sind sehr detailliert und laden den Betrachter dazu ein, so nah
wie möglich an sie heranzukommen, selbst wenn er sie mit der
Nasenspitze berühren sollte. Die Details der Gesichter, Ausdrücke und
Bewegungen werden erkennbar und die Gemälde enthüllen dann all die
Reichtümer, die sie enthalten. Sobald wir unsere Augen in die Gemälde
des Künstlers eintauchen, beginnt die Geschichte. Wilde Tiere und
Fische erobern die Leinwände: verschiedene Affenarten, Tiger, Zebras,
Ameisenbären, Rochen. Auf den Leinwänden wimmelt es von Leben. Doch
jenseits der exotischen und farbenfrohen Tiere tauchen Masken auf; sie
sind überall und nur Glupschaugen zeichnen sich an den
Maskenoberflächen ab. Das Fehlen von Mund, Nase und vor allem von
Emotionen verleiht ihnen eine eisige Aura. Was die Menschen betrifft,
die eine Art leblose schwarze Silhouette sind, so wandern sie wie
verdammt in der Stille umher. Andere wurden in verschiedenfarbige oder
durchsichtige Silhouetten verwandelt. Während erstere wie zergliederte
Puppen daliegen, scheinen letztere nach und nach aus der Welt zu
verschwinden und kaum noch bemerkbar zu sein. Genau wie die Masken
haben auch diese Silhouetten keine Gesichter mehr. Bei den ersten wie
bei den zweiten führt das Verschwinden eines Körpers oder das
Zerbrechen einer Seele zu Stille und Tod.
detailansicht
1. John-Kabat
Zinn, Où tu vas tu es, Éd. J’ai lu 1995