Ulaanbaatar
(mongolisch Улаанбаатар, (zu Deutsch: „roter Held“); verbreitete
Schreibweise nach russisch Улан-Батор/Ulan-Bator oder Ulan Bator) ist
die Hauptstadt der Mongolei.
In der Stadt leben 1.044.500 Einwohner[1], das sind 39 % aller
Einwohner der Mongolei. Das Verwaltungsgebiet von Ulaanbaatar hat eine
Fläche von 4.704,4 Quadratkilometern und ist damit etwa doppelt so groß
wie das Saarland.
Die Hauptstadt ist das politische, wirtschaftliche
und kulturelle Zentrum der Mongolei. Die Stadt bildet eine
eigenständige Verwaltungseinheit und gehört keinem Aimag (Provinz) an.
Das Verwaltungsgebiet von Ulaanbaatar stellt kein zusammenhängendes
Stadtgebiet dar, sondern wäre mit seiner recht geringen
Bevölkerungsdichte und der außerhalb der eigentlichen Stadt
dominierenden ländlichen Siedlungsstruktur eher mit einer kleinen
Provinz vergleichbar. Zudem zählen noch die Exklaven Nalaich und
Baganuur zum Stadtgebiet.
Touristisch bedeutsam sind das
Naturkundemuseum, das Süchbaatar-Denkmal auf dem gleichnamigen Platz,
der Palast des Bogd Khan und das Zaisan-Denkmal, das an den Zweiten
Weltkrieg erinnert. Es liegt auf einem Hügel südlich der Stadt, von dem
aus man einen schönen Blick hat. Die öffentliche Bücherei stellt eine
einzigartige Sammlung von Sanskrit-Manuskripten aus dem 11. Jahrhundert
aus. Auch die buddhistischen Tempelmuseen und das Gandan-Kloster werden
gern besucht.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt in 1.350 Meter Höhe am Fluss Tuul und am Fuß des 2.256 Meter hohen Berges Bogd Khan Uul.
Klima
Mit
einer Jahresdurchschnittstemperatur von −2 °C gilt sie als die kälteste
Hauptstadt der Welt. Das liegt vor allem an den extrem kalten
Wintermonaten mit Temperaturen von durchschnittlich −17 bis −21 °C
(tagsüber −10 bis −15 °C, nachts um −25 °C). Im Sommer wird es hingegen
mit Durchschnittswerten von 15 bis 17 °C recht warm (tagsüber rund 20
°C, nachts 10 °C), im Hochsommer bis 30 °C.
Nach wie vor ziehen
während der Sommermonate Familien als traditionelle Nomaden aufs Land
und leben nur in der kalten Jahreszeit in der Stadt.
Geschichte
Gegründet wurde
die Stadt 1639 unter dem Namen Örgöö (deshalb in Europa bis ins 20.
Jahrhundert hinein auch als Urga bekannt) als Sitz des Oberhaupts des
Lamaismus in der Mongolei, des Bogd Gegeen beziehungsweise Jebtsundamba
Khutugtu. In den ersten anderthalb Jahrhunderten wechselte sie über
25-mal ihren Standort, seit 1778 befindet sie sich an ihrer heutigen
Stelle. Außerdem wechselte sie mehrmals den Namen: Ab 1706 wurde sie
Ich-Chüree (Их-Хүрээ) genannt, von 1911 bis 1924 hieß sie
Niislel-Chüree (Нийслэл-Хүрээ), ab 1924 schließlich Ulaanbaatar, das in
der russischen Schreibweise Ulan-Bator (Улан-Батор) in der Welt bekannt
wurde. Der Grund für den Unterschied liegt darin, dass die kyrillische
Schrift in der Mongolei erst 17 Jahre später eingeführt wurde und sich
zu dem Zeitpunkt in Russland schon eine phonetische Schreibweise
etabliert hatte.
In den 1860er-Jahren wuchs die wirtschaftliche
Bedeutung der Stadt durch den Handel zwischen Russland und China,
außerdem war sie der Sitz des chinesischen Amban. 1911 erklärte sich
die Mongolei unabhängig und die Stadt wurde in Niislel Chüree
umbenannt. Allerdings besetzten chinesische Truppen 1919 unter
Ausnutzung des russischen Bürgerkriegs erneut die Mongolei und die
Hauptstadt. Anfang 1921 wurden die chinesischen Truppen vom
weißgardistischen Abenteurer Baron Robert von Ungern-Sternberg
vertrieben, der wiederum im Sommer desselben Jahres von der
sowjetischen Roten Armee und einheimischen Revolutionären, angeführt
von Süchbaatar, vertrieben wurde.
1924, nach dem Tod von Süchbaatar und des Bogd Gegeen, wurde die Mongolische Volksrepublik ausgerufen und Niislel Churee in Ulaanbaatar umbenannt.
Sehenswürdigkeiten
Ulaanbaatar
ist eine Stadt zwischen Moderne und Tradition. Zentrum der Stadt ist
der Süchbaatar-Platz, (mong. Сүхбаатарын талбай Sukhbaatariin talbai)der
nach dem mongolischen Revolutionär benannt wurde, von dem sich auch der
Namen der Stadt ableitet. In der Stadt gibt es verschiedene Zeugnisse
des Lamaismus, beispielsweise das Gandan-Kloster und den Palast des
Oberhaupts des tibetischen Buddhismus in der Mongolei, des Bogd Gegeen
Khan, als dessen Sitz die Stadt auch einst gegründet wurde. Das
Gandan-Kloster liegt westlich des Stadtzentrums.
Es ist für seine 26
Meter hohe Statue der Göttin Janraisig (Sanskrit: Avalokiteshvara)
berühmt und das größte Kloster der Mongolei. In seiner
nachrevolutionären Geschichte mussten die Mönche des Klosters
Repression und Unterdrückung überstehen, als in den 1930er-Jahren –
ähnlich wie in der Sowjetunion – Gläubige verfolgt wurden. 1938 hatten
sowjetische Truppen die Statue demontiert und eingeschmolzen. Die
buddhistische Gemeinde ließ nach 1990 mit umgerechnet fünf Millionen
Dollar Spenden eine neue vergoldete Janraisig errichten. Für den Dalai
Lama, das eigentliche Oberhaupt des Klosters, wurde ein Thronsessel neu
erbaut.
Der Bogd-Khan-Tempel/Palast entstand ab 1893 und diente dem
achten Bogd Khan, Dshebdsundumba VIII., als Residenz bis zu seinem Tod
1924. Zu Ehren des Choyjin Lama wurde zwischen 1904 und 1908 der
Choyjin-Lama-Tempel errichtet. Der Choyjin Lama war das Staatsorakel
der Mongolei und der Bruder des achten Bogd Khan.
Theater
In
Ulaanbaatar sind mehrere Theater und Theaterensembles zu Hause, wie zum
Beispiel das staatliche Schauspielhaus, die Staatsoper, das Ballett und
das Volkslied- und Tanzensemble.
Museen
In der Stadt gibt es
zahlreiche Museen, von denen das „Naturkundemuseum“ das größte ist, mit
einer paläontologischen Abteilung (Saurierskelette). Erwähnenswert ist
auch das „Nationale Historische Museum“. Es ist bekannt wegen der
völkerkundlich-historischen Ausstellung, die einen Einblick in das
Normadentum und die Geschichte der Mongolen gibt. Das
„G.-Zanabazar-Kunstmuseum“ zeigt die alte Kunst der Mongolei. Im
Mittelpunkt stehen die buddhistischen Kunstwerke von Zanabazar (mong.
Занабазар). Skulpturen, Bilder, Tankas geben einen Überblick über den
Buddhismus der Mongolei.
Das „Museum der Schönen Künste“ zeigt
klassische und moderne Malerei, sowie das Kunsthandwerk der Mongolei
stehen im Mittelpunkt dieses Museums. Das „Natsagdordsch-Museum“ wurde
zu Ehren des bedeutendsten Schriftstellers der Mongolei Daschdordschiin
Natsagdordsch (Дашдоржийн Нацагдорж 1906–1937) errichtet. In den
1920er-Jahren war Natsagdordsch zum Studium in Deutschland. Sein früher
Tod mit nur 31 Jahren ist von vielen Gerüchten umgeben. Das Museum
befindet sich unmittelbar neben dem Choyjin-Lama-Tempel.
Das
„Ulaanbaatar Stadtmuseum“ gibt einen Einblick in die Geschichte der
Stadt Ulaanbaatar. Das „Kamel-Museum“ beherbergt 250 Ausstellungsstücke
rund um das Baktrische Kamel. Das „Spielzeugmuseum“ zeigt beliebte
Spiele und Spielsachen aus der Mongolei. Das Museum ist im Gebäude des
„Mongolian National Centre for Children“ in der obersten Etage
untergebracht.
Einen Besuch wert ist auch das „Eisenbahnmuseum“. Das
„Mongolische Theatermuseum“ ist berühmt für seine
Marionettenausstellung. Das Museum befindet sich auf der dritten Etage
des Kulturpalastes. Das „Museum der Künste und Kreativität der Kinder“
zeigt die Kreativität der Kinder und Jugendlichen der Mongolei. Das
„Mongolische Militärmuseum“ wurde zum 50. Jahrestag des Endes des
Zweiten Weltkrieges eingeweiht. Es sind Exponate aus allen Zeiten der
mongolischen Militärgeschichte zu sehen.
Das „Schukow-Museum“ wurde
zu Ehren des sowjetischen Marschalls Schukow errichtet, der 1939 half,
den japanischen Angriff auf die Mongolei zurückzuschlagen. Das
„Jagdtrophäenmuseum“ gibt einen kleinen Einblick in die Tierwelt der
Mongolei.
Das „Museum der politisch Verfolgten“ wurde von einer
Tochter von Peldschidiin Genden (П. Гэндэн), einem Premierminister, der
in den 1930er-Jahren in der Sowjetunion exekutiert wurde, eingerichtet.
Es erinnert an die 30.000 Menschen, die die politischen Verfolgungen
während der sozialistischen Ära mit dem Leben bezahlen mussten.
Regelmäßige
Veranstaltungen
Einmal
im Jahr, am 11. Juli, findet das größte Volksfest des Landes, Naadam,
statt. Hierzu kommen die Männer von allen Landesteilen, um sich
miteinander im Wettkampf beim Ringen, Reiten und Bogenschießen zu
messen.
Bildung
Eine
moderne Universität des Landes, die Nationaluniversität der Mongolei,
1942 gegründet, befindet sich ebenso in Ulaanbaatar, wie die
Bibliothek, die für ihre alten mongolischen, chinesischen und
tibetischen Schriften bekannt ist. Weitere bedeutende
Bildungseinrichtungen sind die National Medical University of Mongolia,
das Ulaanbaatar Medical College und das American Center For Mongolian
Studies usw.
Gesundheitswesen
Im
allgemeinen ist das Gesundheitswesen der Mongolei staatlich geregelt.
Jeder offiziell erwerbstätige Mongole zahlt in eine staatliche
Pflichtversicherung ein, die Medizinversorgung ist für alle Mongolen
kostenfrei. Das Gesundheitswesen ist im Vergleich zum Westen mit einem
geringen Budget ausgestattet und wird in vielen Bereichen aus dem
Ausland unterstützt. Die Tibetische Medizin ist in einigen Regionen
verbreitet und kann an der buddhistischen Universität, auch von
Ausländern, als Lehrfach belegt werden.
Die größten Krankenhäuser in Ulaanbaatar sind:
. Universitätskrankenhaus Nr. 1 (Süchbaatar düüreg, mong.
Сүхбаатар дүүрэг)
. Universitätskrankenhaus Nr. 2 (Bajanzürch düüreg, Баянзүрx
дүүрэг ), nur für Regierungsgehörige oder gehobene Personen
. Universitätskrankenhaus Nr. 3 (Bajangol düüreg, Баянгол
дүүрэг)
. Unfallkrankenhaus (Bajangol düüreg, Баянгол дүүрэг)
. Infektionsspital (Bajanzürch düüreg, Баянзүрx дүүрэг)
. Onkologisches Spital (Bajanzürch düüreg, Баянзүрx дүүрэг)
. Mutter-Kind-Krankenhaus Nr. 1 (Bajangol
düüreg, Баянгол дүүрэг)
. Militärkrankenhaus (Bajanzürch düüreg, Баянзүрx дүүрэг)
Des weiteren gibt es noch viele kleine Spitäler und einige private
Krankenhäuser.
Das
veterinärmedizinische Institut hat sich seit den 1950er-Jahren zu einem
wichtigen Element der nomadischen Viehwirtschaft entwickelt. Es
untersucht aufgetretene Krankheiten und entwickelt ständig neue
Impfstoffe, die in landesweiten Kampagnen an die Hirten verteilt werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Ulaanbaatar wird aus nahegelegenen Revieren mit Kohle versorgt und bildet auch das industrielle Zentrum des Landes.
Verkehr
In der Stadt
bündelt sich das mongolische Straßen- und Flugnetz, auch die
Transmongolische Eisenbahn wurde durch Ulaanbaatar geführt. Sie
verbindet die Stadt mit der Transsibirischen Eisenbahn und dem
chinesischen Bahnnetz. Es gibt direkte Züge nach Moskau und nach
Peking. Bei Bujant-Uchaa, etwas außerhalb von Ulaanbaatar, befindet
sich der Chinggis Khaan International Airport. Innerhalb der Stadt
verkehrt der Oberleitungsbus Ulaanbaatar.
Partnerstädte
- Tianjin, Volksrepublik China
- Taipeh, Taiwan
- Seoul, Südkorea
- Denver (Colorado), USA
- Gold Coast, Australien
- Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Asashōryū Akinori (Dolgorsüren Dagwadordsch), Sumoringer
- Batchimeg Tuvshintugs, Schachspielerin
- Byambasuren Davaa, Dokumentarfilmerin und Regisseurin
- Hakuhō Shō, (Munchbat Dawaadschargal), Sumoringer
- Munkhbayar Dorjsuren, deutsch-mongolische Sportschützin
- Nambaryn Enchbajar, Staatspräsident der Mongolei
- Sandschaagiin Bajar, ehemaliger Regierungschef der Mongolei
- Süchbaataryn Batbold, Premierminister der Mongolei
Quellenhinweise
1.↑ Statistisches Büro der Stadt Ulan Bator, [1]
2.↑ Statistisches Büro der Stadt Ulaanbaatar, [2] [3], abgefragt 16. Februar 2007
Text aus Wikipedia
(19.02.2010)
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