Natsagdorj, Dashdorjiin (1906-1937)
Nazagdordsh, Daschdordshijn
(1906-1937)

Rinchen, Byambiin (1905-1977)
Rintschen, Bjambyn
(1905-1977)

Damdinsuren, Tsendiin (19088-1986)
Damdinsüren, Zendijn
(1908-1986)

Udwal, Sonomiin (1921-1991)
Udwal, Sonomyn
(1921-1991)

Yawuukhulan, Begziin (1929-1982)
Jawuuchulan, Begdsijn
(1929-1982)

Erdene, Sengiin (1929-2000)
Erdene, Sengijn
(1929-2000)

Mongolische Literatur

Literaturhistorischer Abriß

Zu Beginn des 20. Jh. herrschte in Europa noch die Meinung, die Mongolen besäßen keine eigene Literaturtradition. Tatsächlich wirkten sich die ökologischen und demographischen Bedingungen der Mongolei hemmend   auf die Entwicklung der Literatur aus. Um 1920 lebten z.B. auf dem 1,565 Mill. km großen Territorium der heutigen Mongol. Volksrepublik nur etwa 650.000 Einwohner. Die Bevölkerung war weitestgehend analphabetisch. Ihre kulturellen Bedürfnisse und die Möglichkeiten für ihre Befriedigung wurden durch das Nomadenleben bestimmt, dessen Zwängen in mancher Hinsicht selbst die höchsten Kreise des Feudaladels unterlagen. Das Leben in Jurten aber war wenig geeignet, die vorhandenen literarischen Werte zu erhalten und einem größeren Leserkreis zugänglich zu machen. Unter diesen Bedingungen lebte die alte mongol. Literatur am intensivsten in ihrer mündlichen Tradition, die bis in die Gegenwart produktiv geblieben ist.
Von den alten Manuskripten und Blockdrucken überstanden nur wenige die Schwernisse des Nomadenlebens und die fortwährenden kriegerischen Auseinandersetzungen, die die mongol. Fürsten untereinander und mit den Nachbarvölkern führten. Erst als 1921, kurz nach dem Sieg der Volksrevolution, das Wissenschaftliche Komitee, Vorgänger der heutigen Akademie der Wissenschaften der Mongolei, gegründet wurde, konnte mit der planmäßigen Erfassung und Untersuchung des literarischen Erbes begonnen werden. Es drang Licht ins Dunkel der Mongol. Literaturgeschichte, doch sind noch längst nicht alle ihre Geheimnisse enthüllt.
Mit Sicherheit lässt sich heute sagen, dass die mongolische Literatur im 13. Jh. entstand. Ihre Grundlage bildeten die mündlichen Überlieferungen der Chalcha, der Oiraten, der Burjaten und anderer mongolischsprachiger Völker und die von ihnen geprägte künstlerische Sprache. Von der Vielzahl der nomadisierenden Stämme und Stammesverbände, die um diese Zeit den zentralasiat. Raum bevölkerten, lebten die nördlichen ,,Waldvölker’’ noch unter ungesellschaftlichen Verhältnissen. Bei den südlichen ,,Steppenvölkern’’ hingegen hatten sich bereits Klassen herausgebildet. 1206 schloss Tschingis Chaan (1162-1227) diese Völker zu einem frühfeudalen Staat zusammen. Es gibt Hinweise darauf, dass unter seine Herrschaft die uigur. Schrift, die vorher schon bei den Naiman in Gebrauch war, für den amtlichen Schriftverkehr übernommen wurde. Dadurch wurden der geistige und kulturelle Austausch der einzelnen mongol. Völker und schließlich die Entwicklung der Feudalliteratur stimuliert.
Das älteste uns bekannte Schriftdenkmal der Mongolen ist die ,,Geheime Geschichte’’ (Mongyol-un niyuca tobciyan, "Монголын нууц товчоо"). Diese Chronik besaß eine Ausstrahlkraft auf andere epische und lyrische Genres, die sieben Jahrhunderte lang vorhielt. Diese Wirkung aber verdankt  sie letztlich ihrer engen Bindung zur Volkspoesie, mit der sie dem ästhetischen Empfinden breitester Bevölkerungskreise entgegenkam, obwohl sie ganz offensichtlich nur für ein auserwähltes Leserpublikum gedacht war.
Neben der ,,Geheimem Geschichte’’ stellt ein auf Birkenrinde geschriebenes Gedicht aus dem 13. oder frühen 14. Jh. eine besondere Kostbarkeit alter mongol. Dichtung dar. Ein mongol. Soldat, der an der Wolga den Tod gefunden hatte, nahm es  mit in sein Grab, wo man es 1930 entdeckte. Es sprich in kunstvollen Versen voller Sensibilität von der Sehnsucht eines jungen Mannes nach seiner heimatlichen Steppe und nach seiner Mutter. Andere Originale aus dem 13.-16. Jh. sind nicht bekannt. Im Bestand der Chroniken (Towtsch) des 17. und 18. Jh. wurde jedoch eine Reihe von Gedichten, Legenden und relativ selbständigen Erzählungen überliefert, die aufgrund ihrer sprachlichen Besonderheiten einer früheren Literaturperiode zugeordnet werden können. Hierzu gehört die sog. Tschingis-Chaan-Dichtung aus dem 13./14. Jh. mit Tschingisjin bileg (Die Lehren des Tschingis), einer Sammlung didaktischer Sprüche, Argasun chuurtschijn domog (Die Legende vom Musikanten A.) und Gurwan dsuun tajtschuudyg darsny domog (Die legende vom Sieg über die dreihundert Tajtschuud), aber auch Öntschin chöwüünij schastir (Die Geschichte vom Waisenknaben) und Chojor dsagalyn tuudsh (Die Geschichte von den beiden Grauschimmeln), die wegen ihrer engen Beziehung zur Volkspoesie bemerkenswert sind. Dem 14. Jh. entstammt allem Anschein nach das Gedicht Togontömör chaany gemschil  (Die Klage  T. Khans). Seinen historischen Hintergrund bildet die Ausweisung des letzten mongol. Kaisers der von Chubilaj Khan begründeten Yuan-Dynastie (1271-1368) aus China.
Mit dem Zerfall des mongol. Weltreiches (seit Mitte des 14.Jh.) flammten die Machtkämpfe der mongol. Fürsten wieder auf. Ihnen fiel der größte teil der schriftlichen Dokumente aus dem 15. und 16. Jh. zum Opfer, und wieder müssen die späteren Chroniken als Vermittler dienen. Allein die Existenz solcher Werke wie des Altan towtsch des LUWSANDANDSAN ist ein Beweis dafür, dass die im 13. Jh. begründeten Traditionen nicht abbrachen. Darüber hinaus vermitteln einige, von den Chroniken aufgegriffene Legenden und Berichten in Stabreim und  Prosasprache einen Eindruck  von der Literatur jener Periode, von der man als der ,,Zeit der Finsternis’’ in der mongol. Geschichte spricht. Von der berühmten Gemahlin des Fürsten Manduul und späteren Gemahlin Batmönch Dajan Khans (etwa 1466-1504) berichtet Mandchaj sezen chatny domog (Die Legende von der klugen  Fürstin M.). Die großen persönlichen Opfer, die diese Frau im Kampf um die Erhaltung der Zentralgewalt brachte, ließ sie in die Geschichte und in die Literatur de Mongolen eingehen. Von literarischem und historischem Interesse ist auch Uwsch chuntajtdshijn tuudsh (Die Geschichte von U. Chuntajdsh). Die Hintergrund dieser Erzählung bilden die Zwistigkeiten zwischen den Chalcha und den Oiraten, die es den Mandschuren erleichterten, beide Völker zu unterwerfen (1691-1755), nachdem sie sich 1636 bereits die Südmongolei botmäßig gemacht hatten. Die Erzählungen von Mandchaj und Uwsch sind repräsentativfür eine progressive, der Volksdichtung gegenüber aufgeschlossene Richtung, die der Besorgnis über den Zerfall des mongol. Staates und dem Wunsch der Bevölkerung nach Frieden Ausdruck verleiht.
Im Kontext der alten mongol. Literatur nahm den Schamanendichtung einen nicht unbedeutenden Platz ein. Beschwörungen, Anrufungen von Erd- und Flußgeistern u.ä. sind auch in schriftlicher Form reichlich vertreten. Als gegen Ende des 16. Jh. der Lamaismus Staatsreilgion wurde, verlor die Schamanendichtung an Bedeutung. Ihre Ausdrucksformen und ihre strengen Rhythmen lebten jedoch in der Volksdichtung weiter und fanden auf diesem Wege schließlich auch Eingang in die moderne mongol. Lyrik.
In der Geschichte der mongol. Literatur nimmt der Übersetzungsliteratur einen wichtigen Platz ein. Bereits unter Tschingis Chaan und während der Yuan-Dynastie wurden Teile des Pancatantra, das Kävyädarsa (Poetik) des Inders Dandin (7. Jh.), Lehren des Konfuzius und zahlreiche andere philosophische, historische, literarische Werke anderer Völker übersetzt. Während die Ideen Dandins wesentlichen Anteil an der Ausprägung der ästhetischen Konzeption der mongol. Feudalliteratur besaßen, blieb der Einfluss der chin. Literatur bis ins 18. Jh. gering.
Die mandschur. Qing-Dynastie in China (1641-1911) bediente sich in ihrer Kolonialpolitik gegenüber der Mongolei der lamaistischen Religion, die bald eine ausßerordentlichen Einfluß auf das gesamte Geistesleben der Mongolen gewann. Die Klöster wurden zu den eigentlichen Zentren der Kultur. Damit erfuhr auch die mongol. Literatur einen neuen Aufchwung. Die Tradition der Chronik lebte, mit mehr oder deutlichen buddhistischen Vorzeichenversehen, wieder auf. Die Übersetzungstätigkeit nahm erheblich zu. Sie richtete sich vornehmlich auf Werke mit religiösem Inhalt. Bald begannen mongol. Geistliche, nach ind. und tibet. Vorbildern auch eigene Heiligenbiographien u.ä. zu verfassen. Religiöse Betrachtungen wurden zum Hauptzweck der Lyrik. Allmählich entstand eine recht umfangreiche religiöse Erbauungsliteratur, die sich z.T. der mongol. Und z.T. der tibet. Sprache bediente. Bes. Populär wurden die sog. Höllenfahrtgeschichten wie Tschojdshid daginy tuudsh (Die Geschichte von T. dagina) und Molon tojny sudar (Die Sutra von M. tojn).
Die geistige Enge der Klöster behinderte jedoch die Entwicklung der weltlichen Literatur. Erst im 18. und 19. Jh. kamen aus einer religiönskritischen Strömung neue Impulse. Sie deuteten sich zuerst in einem wieder erwachenden Interesse für die Volksdichtung an, das zur Aufnahme weltlicher Märchen und legenden – vor allem aus dem Pancatantra – in die Kommentare zu buddhistischen Lehrschriften führte. Schließlich klangen im 18. und 19 Jh. unter dem Eindruck der Volksaufstände im benachbarten china auch in der mongol. Literatur unüberhörbare sozialkritische Töne an. Vorerst zielten diese allerdings auf eine moralische Besserungder herrschenden Klasse. Am Ender des 19. Jh. flossendiese Tendenzen in einer demokratischen Strömung mit kritisch-realistischer Orientierung zusammen, die den Charakter der vorrevolutionären mongol. Literatur wesentlich mitbestimmte. Zu ihren Repräsentanten gehören neben INDSHNASCH auch SCHAGDAR, der Spielmann SANDAG (1. Hälfte 19. Jh.), R. CHISCHIGBAT (1849-1916), GELEGBALSAN, DANDSANWANDSHIL, (ISCHDANDSANWANDSHIL, 1854-1907), Ch. GAMAL (DUGARSÜREN, 1871-1932), DORDSH MEJREN (1878-1943) u.a.      
Ihr Wirken ist mit dem Aufkommen einiger neuer Genres, z.B. der satirischen Üge (Worte) verbunden. Die Epik jedoch war nach wie vor der Lyrik getrennt. Die Romane von W. INDSHNASCH blieben vorerst Einzelerscheinungen. Das gleiche gilt für das ,,Singspiel vom Mondkuckuck’’ (RAWDSHAA), das dennoch einen bedeutsamen Schritt auf dem Wege zu einer mongol. Dramatik darstellte.
1911 befreite sich die Mongolei von der mandschur. Vorherrschaft. In den darauffolgennden zehn Jahrender Autonomie wurde immer offenkundiger, daß der mongl. Adel unfähig war, die Hoffnungen breiter Bevölkerungsschichten zu erfüllen und das land vor dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Ruin zu bewahren. Angesichts der allgemeinen  Unzufriedenheit fielen die aus Rußland kommenden revolutionären Ideen auf einen fruchtbaren Boden. 1921 kam es zur Volksrevolution und 1924, nach dem Tode des letzten Bogd Gegeen, des Oberhauptes der buddhistischen Religion in der Mongolei, zur Gründung der Volksrepublik. Unter Führung der Mongol. Revolutionären Volkspartei betrat das mongol. Volk den nichtkapitalistischen Weg zum Sozialismus. Die Literatur, die sich im Verlauf dieser Entwicklung herausbildete, knüpft zwaran die progressiven Traditionen der vorrevolutionären Literatur an, zeichnet sich ihr gegenüber jedoch durch eine qualitativ neue soziale und ideologische Basis und durch einen weitaus größeren, ständig zunehmenden Realismusgehalt aus.
Bereits die ersten Dokumente der MRVP betonten, daß die neue Kultur die Interessen der armen und mittleren Bevölkerungsschichten vertreten müsse. In diesem Sinne übernahm die mongol. Literatur wichtige propagandistische Aufgaben bei der Auseinandersetzung mit dm Feudaladel. Dieser kämfte verbissen um seine letzten Machtpositionen. Die angespannte Situation zwang die Schriftsteller  zu einer klaren politischen Haltung und einer ebenso klaren künstlerischen Artikulation. Die Orientierung auf die noch größtenteils analphabetische bevölkerung erforderte solche Formen, die den ästhetischen Gewohnheiten und Bedürfnissen dieser Menschen entgegenkamen. Deshalb, aber auch durch die Spezifik ihrer eigenen künstlerischen Erfahrungen bedingt, suchten die revolutionären Schriftsteller ihre Vorbilder zuerst in der Volksdichtung. Doch schon in den 20er jahren zeigte sich eine starke Interesse für die vorher so gut wie unbekannte europ. Literatur. Das Voril der sowj. Leteratur spielte eine besondere Rolle bei der Ausprägung der ideologoschen und ästhetischen Konzeption der mongol. Literatur. Gor’kij gab den mongol. Literaturschaffenden den Rat, aus der europ. Literatur vor allem solche Bücher zu übersetzen, ,,in denen das Prinzip der Aktivität m klarsten ausgedrückt ist, der Anspannung des Denkens, das zur tätigen freiheit, nicht zur Freiheit der Untätigkeit führt’’. Dieses ,,Prinzip der Aktivität ’’ wurde zur schöpferischen Devise der mongol. Literatur überhaupt. Neben Kernfragen der künstlerischen Methode berührte es auch ein erzieherisches Problem: die sozialistische orientierung machte es notwendig, das mongol. Volk möglichst bald aus den geistigen Zwängen des lamaismus zu lösen, es aus der Passivität zu reißen und zu einem aktiven Verhalten zum Leben und zur Gesellschaft zu erziehen. Es gehört zu den größten Verdiensten revolultionären Schriftsteller, daß sie dem weltfremden buddhistischen Ideal des frommen und genügsamen Menschen das Bild des um seine Rechte kämpfenden, um Bildung ringenden Aratenentgegenstellten und den ,,einfachen Mann’’ auf seine wirklichen Probleme und Aufgaben orientieren.
Die ersten Aktivitäten der revolutionären Lyrik und Dramatik gingen von einer Theater und Agitationsgruppe des Revolutionären Jugendverbandes aus, die dem religiösen Tanzspiel (Zam) und dem konservativen chin. Theater eine neue Kunst entgegensetzen wollte.
Zu ihren Mitgliedern gehören D. NAZAGDORDSH und S. BUYANNEMECH, die bis Ende der 30er Jahre in allen Gattungen der mongol. Literatur maßgebend blieben.
Die Wirkungsmöglichkeiten der Literatur wurden anfangs durch das Analphabetentum, aber auch durch die äußest geringen Verlagskapazitäten erschwert. Die Situation verbesserte sich 1929 durch die Gründung einer von Partei und Regierung unterstützten Schriftstellerorganisation, der anfangs 15 Mitglieder angehörten, darunter S. BUYANNEMECH als Vorsitzender, Z. DAMDINSÜREN, B. RINTSCHEN und M: JADAMSÜREN (1904-1937). Noch im gleichen Jahr trat die Organisation mit einer ersten kollektiven Arbeit, dem Almanach Uran ugsjin tschuulgan (Sammlung schöner Worte), an die Öffentlichkeit. Unter den Beiträgen befanden sich auch theoretische Abhandlungen, die als Anfänge einer modernen Literaturwissenschaft gewertet werden dürfen.
(geb. 1912) Die 30er Jahre brachten vor allem in Lyrik und Dramatik, aber auch in den kleinen epischen Genres – der Skizze, der Reportage, der Erzählung, der lyrishen Miniatur – einen spürbaren Aufschwung. Der Tod mehrerer  talentierter junger Erzähler, darunter (1903-1938) und  D. NAZAGDORDSH,  S.BUYANNEMECH, M. JADAMSUREN, Sch. AJUUSCH, Sch. SODNOMDORDSH, riß jedoch eine Lücke, die erst allmählich durch eine neue Schriftstellergeneration mit E. OJUUN, D. SENGEE, Tsch. OIDOW, Tsch. LODOIDAMBA, Tsch. TSCIMID, P. CHORLOO (geb. 1917), Sch. DASCHDENDEW, D. DARDSHAA (geb. 1917) Dsh. LODOJ (geb. 1918), Z. ULAMBAYAR (geb. 1912), B. BAAST (geb. 1921) u. a. geschlosen werden konnte.
Die Epik fand nach Z. DAMDINSÜRENS ,,Verschmähtem Mädchen’’ (1929) und den kleinen erzählungen von D. NAZAGDORDSH aus den 30er Jahren einen neuen Höhepunkt mit D. SENGEES Novelle Ajuusch (1947). Im Gesamtkontext der mongol. Literatur der 40er Jahre nahm die Epik jedoch einen sehr bescheidenen Platz ein.
Während des zweiten Weltkrieges und in den Jahren unmittelbar danach lebte – vor allem in der Dramatik – das Interesse an historischen Stoffen wieder auf. Scharajgolyn gurwan chaan (Die drei Scharajgol-Khane) von D. NAMDAG und Mandchaj sezen chatan (Die klüge Fürstin M.)  von B. BAAST und Z. ZEDENDSHAW zeigen im Vergleich zur Dramatik 20er und 30er Jahre schon einen bedeutenden Zuwachs an künstleischer Erfahrung. Auch das Märchenstück Dshargalyg chüssen Mönchöö (M. der Glücksucher) und das Lustspiel Dalan chudaltsch (Der siebzigfache Lügner), von Tsch. OIDOW, deren Entstehung ebenfalls in diese Zeit fällt, erlangten große Popularität.
1940 hatte der Parteitag der MRVP den Abschluß der antifeudalistisch-  demokratischen Etappe der Revolution und den Übergang zur Schaffung der materiell-technischen Voraussetzungen des Sozialismus konstatiert. Durch die Ereignisse des Krieges verzögert, trat 1948 in Ulaanbaatar der 1. Mongol. Schriftstellerkongreß zusammen. Auf der Grundlage der neuen gesellschaftlichen Zielsetzungen diskutierte er die Aufgaben der Literatur für die nächsten Jahre. Eine Analyse der bisherigen leistungen der neuen Literatur führte zur Herausarbeitung der wichtigsten Merkmale ihrer Hauptmethode. Diese wurde als ,,revolutionärer Realismus’’ definiert. Sie galt als notwndige zwischen Zwischenstufe zum sozialistischen Realismus und verhalf der mongol. Literatur zu grundlegenden Realismuserfahrungen. Die Grenzen des ,,revolutionären Realismus’’ wurden in den 50er Jahren immer spürbarer. Sie lagen u.a. in einer zu engen Auffassung solcher Begriffe wie Realismus, Wahrheit, Parteilichkeit und Volksverbundenheit begründet und aüßerten sich vor allem in einer stark vereinfachenden Darstellung von Charakteren und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Dazu kam eine Neigung zur Schönfarberei, die sich unter dem Einfluß der ,,Theorie der Konfliktlosigkeit’’ festigen konnte. Am deutlichsten trat diese Tendenz in der Lyrik zutage, wo sie durch die Traditionen des Jerööl und Magtaal noch begünstigt wurde. In den 60er und 70er Jahren konnten diese Erscheinungen allmählich überwunden werden.
Zu dieser Zeit war das Analphabetentum im wesentlichen beseitigt. Ein weltoffenes, gebildetes, kritisches Lesepublikum war herangewachsen. Auch diese Tatsache zwang die Schriftsteller, sich von alten Klischees zu lösen. Autoren wie Tsch. LODOIDAMBA, B. RINTSCHEN, S. UDWAL und der junge S. ERDENE suchten bereits in der zweiten Hälfte der 50er Jahre nach neuen Wege. Ihr Verdienst ist die Entdeckung der inneren Welt des Menschen für die mongol. epische Literatur. In der Lyrik zeichneten sich ähnliche Entwicklungen ab.
Romantrilogie ,,Morgenröte’’ und In den 50er Jahren nahm auch das Interesse an Gegenwartsstoffen zu. Das Bedürfnis, die sozialistische Gegenwart aus den historischen Zusammenhängen heraus zu begreifen und künstlerisch darzustellen, ist eine der Faktoren, die schließlich deutliche Veränderungen in der Genrestruktur bewirkten. B. RINTSCHENS, Tsch. LODOIDAMBAS ,,Im Altaj’’ folgte zu Beginn der 60er eine ganze Reihe von Romanen und größeren Erzählungen. Damit war der Durchbruch zur großen entgültig vollzogen. Die neuen inhaltlichen und gestalterischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten führten allmählich fort von der äußeren Beschreibung des lebens, hin zu tieferen sozialpsychologischen Analysen. Die Helden der Romane von Tsch. LODOIDAMBA, D. NAMDAG, S. ERDENE, D. MJAGMAR, S. UDWAL, L. TÜDEW überzeugen durch ihre schlichte Menschlichkeit, in der sich gleichzeitig national, historisch und sozial Bedeutsames offenbart. Während der Roman, anknüpfend an Traditionen der alten Literatur, ein besonderes Interesse für herausragende Persönlichkeiten und bedeutende Ereignisse zeigt, widerspiegelt die Erzählung in stärkerem Maße den Alltag des mongol. Volkes in der Vielfalt seiner menschlichen Probleme. Seit den 70er Jahren deutet sich eine Tendenz zu stärkeren philosophischen Durchdringung an, ein Nachsinnen über das Wesen des Menschen, über den Sinn des lebens und die Verantwortung des einzelnen vor seiner Gesellschaft und vor der Menschheit.
Auch in der Lyrik und in der Dramatik wird seit den 60er Jahren eine größere künstlerische und weltanschauliche Reife und gleichzeitig eine beständig wachsende Vielfalt der Themen, der Genres und Formen deutlich. Längst hat die Literatur  der MVR auch außerhalb der Landesgrenzen ihr Lesepublikum gefunden. Ihr humanistischen Grundanliegen und ihre Erfahrungen beim Aufdecken von Allgemeingültigem im Nationalen und Individuellen verhalfen ihr zu internationaler Anerkennung. Aufmerksamkeit verdient sie nicht zuletzt auch deshalb, weil sie den intersesanten Prozeß des Wachsens und Reifens eines sozialistisch-relistischen Literatur mit unverkennbarem nationalem Gepräge auf der Grundlage mittelalterlicher Traditionen veranschaulicht. 

(Renate Bauwe)

aus: BI-LEXIKON Ostasiatische Literaturen. VEB BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT LEIPZIG, 1985

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